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Wie kann Eigentümer eines Familienunternehmens für seine Zukunft sorgen?

14 August 2020

Wie kann Eigentümer eines Familienunternehmens für seine Zukunft sorgen?

Sebastian GOSCHORSKI
Business Development Partner bei RSM Poland

Immer mehr Familienunternehmen stehen vor einem Dilemma – ihr Erbe an die nächste Generation zu übergeben oder lieber die aktuellen Eigentümer finanziell abzusichern?

Ein Business, aber keine Zukunft

In der englischen Sprache ist folgender Spruch populär: „shirtsleeves to shirtsleeves in three generations”, d.h. die älteste Generation hat von null angefangen und durch ihre harte Arbeit das Vermögen aufgebaut und jetzt, wenn ihre Enkelkinder an die Macht kommen, bleibt von diesem Vermögen nichts mehr übrig und man muss aufs Neue beginnen.

Viele erfolgreiche globale Unternehmen sind gerade diese, die von den Mehrgenerationenfamilien geleitet werden. Die Beispiele dafür sind solche bekannte Marken wie Nike, LG, L’Oreal oder Wal-Mart. Je nachdem, wie wir den Begriff „Einfluss auf das Unternehmen” definieren, üben die Familien in den USA den Einfluss auf ca. 40% von 500 größten Unternehmen aus. In den Medien werden diese Firmen oft als Familienbetriebe dargestellt, wo die Macht von einer Generation an die andere geschickt weitergegeben wird. Leider sind weltweit gesehen nur 30% der durch Familien geführten Unternehmen imstande, die Weitergabe der Führung von der ersten an die zweite Generation und nur 10-12% von der zweiten an die dritte Generation zu überstehen (so die Ergebnisse der durch Harvard Business School durchgeführten Studie). Warum? Es gibt viele Gründe dafür.

Veräußerung eines Unternehmensteils als Alternative für Unternehmensnachfolge

Globalisierung, neue Technologien, mit denen die bisher geltenden Funktionierungsgrundsätze auf dem Markt schnell verändert werden oder immer neue Moden, die sich auf die Kauftrends stark auswirken, machen die Entwicklung der Familienbetriebe stark kompliziert. Es gibt so viele Änderungen, dass man nicht alle rechtzeitig wahrnehmen und insbesondere das Unternehmen dadurch erfolgreich führen kann.

Also vom Standpunkt des Eigentümers eines Familienunternehmens ist die Unternehmensveräußerung die einzige richtige Entscheidung in Bezug auf die Zukunft des erarbeiteten Vermögens.

Diese Entscheidung ist jedoch eine der schwierigsten und mit größten Emotionen verbundenen Entscheidungen, die von dem Eigentümer zu treffen ist. Unter mehreren Fragen, die zu überlegen sind, gibt es Beziehungen zu anderen Familienmitgliedern, umfassende Finanzfragen oder steuerliche Fragen. Die Situation ist umso mehr kompliziert, als die meisten Familienunternehmen keinen Nachfolgeplan haben und die Gespräche darüber oft zum Familienstreit führen.

Finanzkissen für schlechte Zeiten

Eine interessante Lösung kann dabei die Veräußerung eines Teils des Familienunternehmens sein. Das bedarf natürlich einer entsprechenden Unternehmensvorbereitung und Beschäftigung der Person, die den Eigentümer bei der Durchführung solch eines Prozesses unterstützen wird. Ein Vorteil solch einer Transaktion ist ohne Zweifel die Möglichkeit, ein Aktienpaket von 10-30% zu verkaufen und dadurch die völlige Beherrschung aufrechtzuerhalten. Eine Teilveräußerung von Geschäftsanteilen lässt die Finanzmittel beschaffen, die den Ruhestand des Eigentümers finanziell absichern lassen oder die Finanzierung der Investitionen ermöglichen. Zusammen mit der Veräußerung eines Unternehmensteils kann in der Firma ein Partner wie Fonds erscheinen, der sie in der Weiterentwicklung unterstützen wird. Diese Unterstützung kann auf der Vorbereitung des Unternehmens auf die Übernahme von einem durch die Familie genannten Nachfolger oder auf dem Ausstieg über Börse oder einen Brancheninvestor beruhen. Man kann aber auch solch einen Investor finden, der sich an dem Alltag der Organisation nicht beteiligen will.

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Nicht ohne Bedeutung für das künftige Schicksal des Gesamtvermögens der Familie ist die Berücksichtigung der Auswirkung der Coronavirus-Pandemie auf das Geschäft. Die aktuelle Situation zeigt klar, wie oft die Unternehmen, darunter auch die Familienunternehmen auf solche Ereignisse nicht vorbereitet sind, die ihr Funktionieren über mehr als 3 Monate beeinträchtigen können. Wirtschaftliche Turbulenzen stellen das Unternehmen auf die Probe und veranschaulichen oft, dass das über die letzten 30 Jahre mühselig aufgebaute Geschäft innerhalb von paar Monaten seine Existenzgrundlage verliert und die Eigentümer mittellos lässt.

Planen, aber sich auch auf das Ungeplante vorbereiten

Planung der Unternehmensnachfolge bzw. Unternehmensveräußerung ist eine der größten Herausforderungen für Familienunternehmen. Viele Eigentümer solcher Betriebe träumen von der Weiterleitung des erarbeiteten Gesamtvermögens an weitere Generationen, obwohl das nicht immer möglich und am günstigsten ist. Die Eigentümer der Familienunternehmen sind oft davon überzeugt, dass sie ohne Probleme irgendjemand in der Familie finden, der an der Arbeit in ihrem Unternehmen Interesse hat, was leider immer seltener der Realität entspricht. Einer in dem Bericht „Nachfolgebarometer, Berufswege der Next Generation in den polnischen Familienunternehmen” veröffentlichten Studie zufolge möchten nur 8,1% Nachfolger das Unternehmen von ihren Eltern übernehmen. Dieses Ergebnis liegt deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von ca. 10-12%. Die meisten Befragten (47,3 %) sehen sich eher in einem Großunternehmen oder beim Aufbau des eigenen Startups.

Das Fehlen eines entsprechend vorbereiteten Nachfolgers sowie ein fehlendes Interesse an der Unternehmensnachfolge bedarf also einer anderen Vorgehensweise in Bezug auf das Geschäft. Auch hier kann die Teilveräußerung des Unternehmens eine interessante Lösung für seine Eigentümer sein. Erstens, bringt sie die Mittel für finanzielle Absicherung, die in der Bank liegen und warten können (bzw. intensiv arbeiten können, indem sie in entsprechende Investitionsprodukte angelegt werden) bzw. die seit langem beiseitegelegten Träume, z.B. von der Yachtreise um Kapverden verwirklichen lassen. Zweitens, kann sie den potentiellen Nachfolgern den Impuls zur Vornahme von mehr entschiedenen Handlungen im Bereich der Beteiligung am Geschäftsleben des Unternehmens geben.

Natürlich muss die Entscheidung über Veräußerung eines Teils des Anlagevermögens gut durchdacht werden, es lohnt sich also zu wissen, worauf man achten soll, wenn man die Unternehmensveräußerung in einer nahen oder fernen Zukunft plant.

Mit der Entscheidung über Verkauf nicht zögern

Ein zu langes Zögern mit der Entscheidung oder das Fehlen eines entsprechenden Handlungsplans sind die häufigsten Gründe für das Scheitern der Unternehmensveräußerung. Die Vorbereitung auf Verkauf und dann der Abschluss der Transaktion mit einem Vertrag ist ein Prozess, der zumindest 6-12 Monate dauern kann. Deswegen soll man mit der Vorbereitung und Prozessplanung so schnell wie möglich anfangen. Es ist gut zu beachten, dass die Möglichkeit einer günstigen Veräußerung des Unternehmens nur ab und zu erscheint und das Verpassen dieser Chance uns viel kosten kann. Nicht selten kommt das Angebot für den Erwerb des gesamten Unternehmens oder eines Teils davon ganz unerwartet, deswegen lohnt es sich, darauf im Voraus vorbereitet zu sein.

Eine entsprechende Person für Vertretung Ihrer Interessen finden

Das Finden des entsprechenden Beraters ist ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Bestandteil des Unternehmensverkaufsprozesses. Seine Wahl muss durchdacht sein, insbesondere wenn wir beachten, dass wir mit dieser Person mindestens über ein paar Monate zusammenarbeiten werden und von ihrem Professionalismus und Verhandlungskenntnissen das Finden des entsprechenden Investors abhängen wird. Der Transaktionsberater zeigt Ihnen, wie der Vorbereitungs- und Veräußerungsprozess am besten durchzuführen ist. Er bringt auch potentielle Käufer mit und wird sich um den möglichst höchsten Transaktionswert bemühen.

Sich an dem Verkaufsprozess aktiv beteiligen

Die Beschäftigung eines Beraters für Unterstützung des Verkaufsprozesses befreit nicht den Eigentümer von der Pflicht, an dieser Transaktion aktiv mitzuwirken. In der Verkaufsphase muss sich der Eigentümer an Treffen mit den potentiellen Käufern beteiligen, denn er kennt sein Unternehmen am besten. Er kann die Fragen am besten beantworten und eventuelle Probleme, auf welche der neue Eigentümer stoßen könnte, aufklären.

Unternehmen richtig bewerten

Die Eigentümer der Unternehmen neigen zur Überschätzung des Unternehmenswertes. Das macht das Finden eines Käufers nicht einfach. Die Preiserwartungen für den Verkauf, die deutlich höher als der Unternehmenswert sind, können den Eigentümer des Unternehmens in eine Sackgasse führen. Natürlich ist es nicht immer so, insbesondere, wenn wir mit den Unternehmen aus der Technologie- oder Innovationsbranche zu tun haben. Dann kann der Unternehmenswert hoch sein, sogar wenn Gewinne fehlen. Auch in dieser Situation kann sich als eine gute Strategie die Veräußerung eines Teils des Unternehmens (z.B. 20-30%) und dann die gemeinsame Arbeit mit dem Investor an der Vorbereitung auf Veräußerung des gesamten Unternehmens erweisen. Ein Beispiel dafür ist die Gesellschaft Home.pl, die zuerst einen Investor Valu4Capital gewonnen hat, der ihr half, das Betriebsergebnis zu verbessern, und dann wurde sie zu einem Preis verkauft, der zweimal höher als die ursprüngliche Bewertung der Gesellschaft war.

Ein Fehler ist auch die Bewertung der Gesellschaft unter dem tatsächlichen Unternehmenswert.

Es kommt nämlich vor, dass das Burnout-Syndrom oder die Krankheiten der Eigentümer die emotionale und nicht rationale Beurteilung des Sachverhalts verursachen und zu einem schlechten Ratgeber werden. Lieber soll man einfach einen erfahrenen Experten einstellen, der die Unternehmensbewertung unter Nutzung von zuverlässigen, allgemein angewendeten und akzeptierten Methoden durchführt.

Käufer richtig wählen

Wenn die ersten Angebote eingehen, soll man lieber geduldig warten, als in eine Euphorie vorzeitig geraten und „nehmen, was sie geben”. Höchstwahrscheinlich wird das erste Angebot nicht das beste sein. Man soll insbesondere diejenigen Angebote beachten, wo der Käufer das Monopol bei Kaufverhandlungen verlangen wird, ohne irgendwelches Geld anzuzahlen. Im Verkaufsprozess soll man auch das Team nicht vergessen, der für den Erfolg des Unternehmens gearbeitet hat. Sehr oft braucht der neue Eigentümer die Unterstützung dieser Personen.

Ist 2020 eine gute Zeit für Unternehmensveräußerung?

Vor allem ist ein guter Zeitpunkt für die Veräußerung eines Familienbetriebs diejenige Zeit, wenn der Eigentümer auf den Verkauf der Geschäftsanteile an seinem Unternehmen mental vorbereitet ist.

Man kann sicher sagen, dass der Markt jetzt am Ende der Wachstumsphase ist, es ist also einer der möglichst besten Zeitpunkte für Veräußerung des gesamten Unternehmens oder eines Teils davon. Die Bewertungen sind hoch, vor allem aufgrund der niedrigen Kosten des Kapitals, das für den Transaktionsabschluss verwendet wird und aufgrund eines großen Appetits der Investitionsunternehmen. Verfügt das jeweilige Unternehmen über gute historische Ergebnisse, ist auf seinem Markt erkennbar, kann sich durch eine umfassende Kundendatenbank ausweisen und sind seine Entwicklungsperspektiven optimistisch, dann ist das ein guter Zeitpunkt, um zu sehen, was der Markt anbieten kann.

Ein richtig gewählter Investor nicht nur gewährleistet den Eigentümern des Familienunternehmens eine finanzielle Absicherung, sondern auch hilft dem Unternehmen mit Erfolg im Falle der nächsten Pandemiewelle. Als besonders interessant kann sich die Veräußerung eines Unternehmensteils erweisen, wo das Geld aus der Transaktion eine Absicherung der Zukunft für den Fall der weiteren Marktturbulenzen, darunter gerade der Rückkehr der Pandemie geben kann.

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Autor

Sebastian GOSCHORSKI_RSM Poland
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